Vermögen

Sind die Einkommensstatistiken in Deutschland nicht ganz eindeutig, so wird es beim durchschnittlichen Vermögen nicht besser. Denn seit Abschaffung der Vermögensteuer im Jahr 1996 gibt es keine offizielle Erfassung der Vermögen der Deutschen mehr. Alle Vermögenswerte beruhen somit auf Schätzungen und Umfragen. Und bei den Umfragen sind die Reichen regelmäßig unterrepräsentiert, was die Statistik nach unten verzerrt.

Nach einem Bericht des Focus 2017, auf Basis von Daten der Bundesbank, (der Bericht ist überschrieben mit „Krasse Vermögensverteilung“) sieht die Vermögenspyramide für das Jahr 2014 folgendermaßen aus. Beschrieben wird das Nettovermögen, also Besitztümer einschließlich Immobilien, Autos und Schmuck abzüglich aller Schulden:

• Reichste 5%: Ab EUR 722.000
• Reichste 10%: Ab EUR 468.000
• Reichste 20%: Ab EUR 274.700
• Medianvermögen d.h. 50% reicher, 50% ärmer: EUR 60.400
• Ärmste 20%: Weniger als EUR 2.400
• Ärmste 10%: Keinerlei Vermögen oder Schulden
• Ärmste 5%: EUR 3.000 und mehr Schulden

Nach einer neueren Studie der Bundesbank (Quelle WiWo 2022)  mit dem Namen "Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)" für das Jahr 2017 (ziemlich alt, aber die nächste Studie kommt erst 2023!) liegt das Vermögen  bei:
• Reichste 10%: 555.400
• Durschschnittsvermögen: EUR 232.800
• Medianvermögen: EUR 70.800

Ganz anders - und nicht besser- sieht es nach einem Bericht des Handelsblatt aus dem Jahr 2020 ("Wann bin ich reich- das sagen die Ökonomen"). Basierend auf Daten von beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) angesiedelten Sozioökonomischen Panels (SOEP) werden folgende Werte für das Nettovermögen in EUR abzüglich Schulden gegeben:
• Reichste 0,1%: Ab EUR 5.490.000
•  Reichste 1%: Ab EUR 1.330.000
•  Reichste 5%: Ab EUR 438.000
•  Reichste 10%: Ab EUR 279.000
•  Reichste 25%: Ab EUR 126.000
• Reichste 50%: Ab EUR 22.8000

Die Werte von Handelsblatt 2020 liegen weit unter denen von Focus 2017. Entweder die Menschen sind in den letzten Jahren viel, viel ärmer geworden. Oder die Werte einer der beiden Statistiken (oder beider) sind falsch.  (Hierzu der Blogeintrag: Sind die meisten Einkommens- und Vermögensstatistiken einfach falsch? https://www.reiches-deutschland.de/statistiken).

Nach einer Studie der Immobilienberatung Knight Frank benötigt man in Deutschland ein Vermögen von EUR 1,7 Mio. um zum reichsten Prozent zu gehören (Handelsblatt, 2021). Nach einer andere Studie des Deutschen Instituts der Wirtschaftsforschung (Zusatzsichprobe Hochvermögende) sind sogar 2,9 Mio. EUR erforderlich, um zu den reichsten 1,5% zu gehören.  Nebenbei besitzen in Deutschland 0,1% der Bevölkerung 13% des Gesamtvermögens. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Vermögen in Deutschland viel konzentrierter als angenommen ist, da Hochvermögende in Studien regelmäßig unterrepräsentiert werden (Handelsblatt, 2021).

Nach den Global Wealth Report der Credit Suisse (wohl für das Jahr 2018) liegt das Medianvermögen für Deutschland bei US$ 35.000 – weit hinter der Schweiz (228.000), Großbritannien (97.000) und der USA (66.000). Nach Schätzungen der Credit Suisse liegen 30% des deutschen Vermögens in Händen der reichsten 1% während 41% kein nennenswertes Vermögen haben (d.h. weniger als EUR 10.000) (WiWo, 2019). Nach der selben Studie der Credit Suisse liegen 58% des Gesamtvermögens in Sachwerten, insbesondere Immobilien (WiWO, 2019).

Im dritten Quartal 2019, also noch weit vor Corona, besaßen die Privathaushalte ein Geldvermögen von insgesamt 6,30 Billionen Euro. Dabei besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens. Die ärmere Hälfte der Bevölkerung besitzt hingegen nur 1,3 Prozent des gesamten Vermögens (Zeit, 2020). Nach dem Verteilungsbericht des Deutschen Gewerkschaftsbundes besitzt das reichste 1% in Deutschland sogar mehr Nettovermögen als 87,6% der Bevölkerung zusammen (Spiegel, 2021).

Der Reichtum kommt oftmals durch Erbschaft. Nach einer Studie von DIW, University Vechta und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) haben in den vergangen Jahren 2002-2017 nur rund 10% aller Erwachsenen geerbt oder größere Schenkungen erhalten. Dabei belief sich das Erbe pro Person inflationsbereinigt bei EUR 85.000. Insbesondere des vermögendste Fünftel profitierte von größeren Schenkungen und Erbschaften mit einem Mittelwert der Erbschaften bei EUR 145.000 (ntv 2021).

Durch die Corona-Krise sind die Superreichen in Deutschland noch reicher geworden. Nach einer Studie von PwC und der Großbank UBS wuchs das Gesamtvermögen der mehr als 2.000 Dollar-Milliardäre weltweit bis Ende Juli 2020 auf den Rekordwert von rund US$ 10,2 Billionen. Dabei fielen US$ 595 auf Deutschland, wobei der Club der Superreichen - also Milliardäre - von 114 auf 119 anwuchs (Handelsblatt, 2020).

Nach einer Studie des Immobilienberatungsunternehmen Knight Frank gab es in Deutschland (wohl im Jahr 2020) 2,8 Millionen Millionäre (Handelsblatt, 2021). Nach einer Suite des Schweizer  Instituts Redesigning Financial Services (RSF) waren es (wohl Ende 2020) 2,9 Millionen (Tagesschau, 2022). Gemäß der Credit Suisse waren es 2021 sogar 2,95 Millionen (WiWO 2022).

Nach einem Bericht des Handelsblatts leben die meisten Einkommens-Millionäre (Verdienst von mindestens 1 Millionen im Jahr) in Deutschland  im Hochtaunuskreis (278 je 100.000 Steuerpflichtige), gefolgt von Baden-Baden (200), Landkreis Starnberg (192), Stadtkreis Heidelberg (192) und Stadtkreis Stuttgart (114). Frankfurt (113) und München (112) folgen nur auf Platz 6 und 7 (Focus, 2019).

Nach Studien der Nothilfeorganisation Oxfam und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) besitzen 45 Deutsche so viel Vermögen wie die ärmere Hälfte Deutschlands (Bild, 2018). Nach einer neueren Studie des Deutschen Instituts der Wirtschaft aus dem jähr 2019 besitzen die reichsten 10% der Deutschen 56% des gesamten Vermögens, während die ärmere Hälfte nur über einen Anteil von 1,3% verfügt (ntv, 2020).

Nach einer Studie 2017 "Globaler Vermögen-Report: Weltweiter Wohlstand und Trends der Vermögens-Migration" haben 2016 mehr als 4.000 Millionäre Deutschland verlassen. Der Report zieht einen Zusammenhang zwischen Flüchtlingen aus Syrien und Afrika die nach Europa kommen, sowie Wohlhabenden die die Euro-Zone verlassen. Die Reichen seien auf der Flucht. Traumland sei Australien (Stern, 2018). Kommentar: Geht man wie GAP Gemini oben von 1.280.000 Millionären in Deutschland aus, dann sind 4.000 auswandernde Millionäre nicht wirklich viel- ungefähr 0,3%!

Vermoegen in Deutschland: Die reichsten Deutschen



Die reichsten Deutschen

Das manager magazin veröffentlicht regelmäßig eine  Rangliste mit den reichsten Deutschen. Die Höhe der Vermögen entspricht jeweils dem Stand vom September des laufenden Jahres. Für das Jahr 2019 (also noch vor Corona) gab es nach Schätzungen des manager magazins in Deutschland 200 Milliarde - im Jahr 2001 waren es nur 69. Die Zahl umfasst Individuen ebenso wie Großfamilien, die ein entsprechendes Vermögen gemeinsam besitzen. Dabei steht die Familie Reimann mit einem Vermögen von EUR 35 Mrd. an der Spitze (manager Magazin, 2019).

Auch das Forbes Magazin gibt jedes Jahr eine Rangliste bekannt, auch wieder für 2018. Ganz vorne: Beate Heister und Karl Albrecht Junior von Aldi, die Kinder von Aldi Süd Gründer Karl Albrecht mit beeindruckenden 29,8 Milliarden.

Die reichsten Deutschen
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