Einkommen

Einkommen in Deutschland: Spitzenverdiener, Median- und Durchnittseinkommen


Wer reich werden will, muss ein hohes Vermögen haben und/oder viel verdienen. Nur - was ist ein hohes Einkommen? Wann gehöre ich ins Mittelfeld, wann verdiene ich zu wenig, wann gehöre ich zu den Top 1% oder Top 10%? Antworten auf diese Fragen zu finden ist gar nicht so einfach. Denn die Statistiken unterscheiden sich stark, nutzen oft alte Zahlen und widersprechen oftmals der eigenen Lebenserfahrung:

I. 
Nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gilt man mit folgenden Nettohaushaltseinkommen reicher als der Rest der Vergleichsgruppe (Bild, 2023):
1. Singles:
- EUR 7.000: reicher als 99% aller anderen Singles
- EUR 6.000: 98 %
- EUR 5.000: 97%
- EUR 4.000: 94%
- EUR 3.000: 85%
 2. Paar ohne Kinder:
- EUR 10.000: reicher als 98% aller andere Paare ohne Kinder
- EUR 9.000: 97%
- EUR 8.000: 95%
- EUR 7.000: 92%
- EUR 6.000: 86%
- EU 5.000: 76%
3. Und in der Königsklasse, Paar mit zwei Kinder unter 14 Jahren:
- EUR 12.000: reicher als 98% aller Paare mit zwei Kindern
- EUR 10.000: 96%
- EUR 9.000: 93%
- EUR 8.000: 91%
- EUR 7.000: 86%
- EUR 6.000: 76%
Das Haushaltseinkommen umfasst nebenbei alle monatlichen Einnahmen einschließlich Löhnen, Unterhaltszahlungen, Zinsen und Dividenden sowie Renten. Der praktischen Rechner des IW Köln hierzu findet sich unter 
https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/HTML/2022/Einkommensrechner/index.html

II.
Im Jahr 2018 gab es nach einem Bericht des Handelsblattes auf Basis von Daten der Finanzämter insgesamt 26.300 Einkommensmillionäre, also Personen oder zusammenveranlagte Paare, die im Jahr ein Einkommen von mehr als einer Million Euro erzielen. Dabei haben folgende Kreise die höchste Millionärsdichte: Starnberg (418 Millionäre je 100.000 Einwohner), Hochtaunuskreis (299), Münchner Land (248), Baden-Baden (193), Miesbach (193), Heidelberg (177), Düsseldorf (171), Memmingen (166), München Stadt (164), Stuttgart (135) (Handelsblatt, 2023).

III.
Nicht viel klarer sieht es bei der Frage nach dem Durchschnittseinkommen bzw. den Medianlohn (d.h. der Lohn bei der die Mitte weniger und die andere Hälfte mehr verdient) aus. Der Durchschnittslohn lag 2014 laut Spiegel bei EUR 3.441 brutto (bei 13 Monatsgehältern EUR 44.733), der Medianlohn bei 2.990 (Jahr EUR 38.870). Auch hier existieren wiederum andere Statistiken mit anderen Werten.

Nach einem neueren Bericht des Spiegels aus dem Jahr 2020, basierend auf Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), gehört ein Single mit einem monatlichen Nettogehalt ab EUR 3.529, ein Paar ohne Kinder ab EUR 5.294 und mit 2 Kindern unter 14 ab EUR 7.412 zu den Top 10%. Die Daten sind allerdings nur aus dem Jahr 2017, denn "Wissenschaft braucht Zeit".  Der Artikel weisst auch noch darauf hin, dass die meisten Befragten ihre Position in der Einkommensskala nicht einmal annähernd bestimmen könnten (Spiegel, 2020,  https://bit.ly/3mIbkRl). Der Artikel erlaubt zwei Schlussfolgerungen: Erstens: Die Studien verwenden mehrheitlich alte Daten-  hier sind Daten mehr als 3 Jahre alt! Und zweitens:  Die Statistiken stimmen oft nicht mit dem überein, was die Menschen mehrheitlich erleben. Das kann entweder daran liegen, wie der Spiegel meint, dass die Mehrheit die eigene Lage eben nicht richtig beurteilen kann. Erklärung wäre allerdings, vielleicht, vielleicht, dass viele Statistiken aus irgendwelchen Gründen einfach grob an der Realität vorbeigehen!

IV. 
Und dann gibt es dann noch die Lohn- und Einkommen Statistik der öffentlichen Finanzverwaltung. Diese wurde zuletzt am 21. Juni 2018 für das Jahr 2014 veröffentlicht: Danach haben 0.1% der Steuerpflichtigen Einkünfte über EUR 500.000, immerhin 0.5% haben Einkünfte von EUR 250.000 bis 500.000 und 2,4% haben Einkünfte von EUR 125.000 bis EUR 250.000. Wenn Sie also mehr als 125.000 EUR verdienen, gehören Sie nicht unbedingt zu den Top1%- aber wohl zu den Top 3%. (Zusammen veranlagte Steuerpflichtige werden nebenbei als ein Steuerpflichtiger gezählt – insofern dürften sich hier viele Einkünfte aus zwei Gehältern zusammensetzen).

Ein Problem ist sicherlich, dass viele Statistiken nur sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer erfassen (so beispielsweise die oben genannten Informationen im Spiegel), nicht aber besserverdienende Selbstständige und Beamte. Insbesondere zum Einkommen von Selbstständigen finden sich erstaunlich wenig Informationen…hier gilt wohl oftmals der Grundsatz: Über Geld redet man nicht, das hat man.

V.
Laut einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers (PWC) hat ein Drittel aller Deutscher Haushalte während der Corona-Pandemie weniger Einkommen gehabt. Dagegen hatten in Italien 57% und in Spanien sogar 61% der Menschen wirtschaftliche Einbußen (Zeit, 2020). Nach dem Statistischen Bundesamt gingen die Nominallöhne 2020 erstmal seit Beginn der Erhebung im Jahr 2007 zurück, und zwar durchschnittlich um 0,6%. Dabei seien gleichzeitig die Verbraucherpreise um 0,5% gestiegen (ntv, 2021,  https://bit.ly/3mIbkRl).

VI.
Laut dem Verteilungsbericht des Deutschen Gewerkschaftsbundes lagen die durchschnittlichen monatlichen Reallöhne der Beschäftigten unter Herausrechnung der Inflation im Jahr 2019 um 12,5% brutto bzw. 12,2% netto über dem Niveau des Jahres 2000. Nach dieser Statistik konnten sich Beschäftigte vor der Corona-Krise spürbar mehr leisten als zur Jahrtausendwende (Spiegel, 2021,  https://bit.ly/3mIbkRl).



Zu den Statistiken:
- Laut einem Bericht im Spiegel - auf Basis von Daten u.a. von IAB, BA, Statistisches Bundesamt und DIW - lag der Durchschnittslohn in Deutschland im Jahr 2014 bei EUR 3.441 EURO, der Median-Lohn (d.h. der Lohn bei der die Mitte weniger und die andere Hälfte mehr verdient) lag bei EUR 2.990.  Mehr als 50% verdienten zwischen EU 2.100 und 3.700 EUR brutto, 20% verdienen weniger als EUR 2.100, 30% verdienen mehr als EUR 3.7000. Um zu den 1% Topverdienern der Arbeitnehmer zu gehören bedurfte es im Jahr 2014 eines Bruttogehaltes von EUR 10.505 (Quelle Spiegel, 2017,  https://bit.ly/3mIbkRl). Erfasst von der Statistik sind nur Arbeitnehmer.
- Nach einem Bericht der FAZ, auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes,  bedurfte es im Jahr 2011 immerhin EUR 126.000 brutto um zu den Top 1% der Verdiener zu gehören (FAZ, 2011). Nach einem Bericht aus dem Jahr 2013, basierend auf Daten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), gehörten im Jahr 2010 Singles mit einem Nettoeinkommen von 3009 Euro im Monat (Durchschnitt 4.300 netto, 5.700 brutto) zu den einkommensstärksten 10% der Bevölkerung, Paare mit zwei Kindern ab 6.319 Euro netto im Monat (FAZ, 2013). Nach einem andern Bericht der FAZ aus dem Jahr 2016, auf Basis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), lagen die Top 1% für die Jahre 2008-2011 allerdings bei mehr als EUR 150.000 brutto im Jahr (FAZ, 2016).
- Nach einer Statistik im Focus 2018, auf Basis von Daten der Bundesagentur für Arbeit für alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigen für das Jahr 2016, gehörte ein Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von EUR 4.000 zu den 24% Bestverdienern in Westdeutschland und zu den 13% Bestverdienern in Ostdeutschland. Mit EUR 5.000 Brutto gehörte ein Arbeitnehmer in Westdeutschland zu den Top 13 Prozent der Beschäftigten, in Ostdeutschland zu den Top 6%.  Höher als EUR 5.300 geht die Statistik der Bundesagentur für Arbeit nicht, d.h. es lässt sich nicht ablesen, wann Sie zu den Top 10% oder gar top 1% gehören. Auch erfasst die Statistik nur sozialversicherungspflichtigen Beschäftige, d.h. nicht die oftmals besserverdienenden Selbstständige sowie auch nicht Beamte. Dabei geht die Statistik davon aus, dass zum 31. Dezember 2016 31,9 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig waren,  davon 25,9 Millionen in Westdeutschland und 5,9 Millionen in Ostdeutschland (Focus, 2018,   https://bit.ly/3mIbkRl).  Kommentar: Keine sonderlich hilfreiche Statistik - mit EUR 5.000 Brutto sind Sie sicherlich nicht reich – und werden es wohl auch nicht werden (Siehe Kommentar).
- Nach einem Bericht der Mittelbayerischen Zeitung, auf Basis von Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (genaues Jahr wird im Artikel nicht genannt) gehört einen Single mit einem monatlichen Nettogehalt zwischen 983 und 4.095 Euro zur Mittelschicht, ein Paar ohne Kinder bei einem Einkommen bis zu EUR 6.145 netto im Monat, und eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei einem Nettoeinkommen zwischen 2.065 und 8.600 Euro netto (Mittelbayerische, 2016).
- Ganz wenig Information findet man zu Selbständigen. Nach einer Statistik für 2011 (alt!), verdienen von den 4.192.000 Selbstständigen in Deutschland mehr als 25% mehr als EUR 2.900 netto und 10% verdienen mehr als EUR 4.500 netto (Impulse, 2015). Wie viel das oberste Prozent verdient sagt die Statistik nicht. Auch ist es natürlich immer schwierig, die Bruttowerte der obigen Statistik mit den hier genannten Nettowerten zu vergleichen.




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